LADA - Typ-1-Diabetes im Erwachsenenalter (2024)

1. LADA – eine Diabetes-Mischform oder Doppeldiabetes?

Typ-1- oder Typ-2-Diabetes – in der Regel ist die Zuordnung zu einem dieser Krankheitsbilder relativ eindeutig. Es gibt jedoch auch Patientinnen oder Patienten, bei denen die Diagnose nicht so leichtfällt. Die korrekte Zuordnung ist aber wichtig, um ein mögliches Versagen der Bauchspeicheldrüse rechtzeitig zu bemerken.

Bei LADA-Diabetes handelt es sich um einen Typ-1-Diabetes, der nicht wie gewöhnlich im Kindesalter auftritt, sondern erst im Erwachsenenalter. Allerdings weisen Personen mit dieser Diabetesform auch Anzeichen eines Typ-2-Diabetes auf, sodass sie sich vom klassischen Typ-1-Diabetes unterscheiden.

Personen mit LADA-Diabetes sind meist schlanker als Menschen mitTyp-2-Diabetes, zeigen jedoch auch Hinweise auf einMetabolisches Syndrom. Dazu zählen zum Beispiel Fettstoffwechselstörungen (Hyperlipidämie, erhöhte Triglyzeride) und Bluthochdruck. Häufiger als Menschen mit einem klassischen Typ-1-Diabetes tragen sie Risikogene für Typ-2-Diabetes in sich.

Trotzdem sprechen Ärztinnen und Ärzte nicht von einer Art „Mischdiabetes“ als neuem Krankheitsbild; offiziell gibt es die Diagnose einer Diabetes-Mischform nicht. Es wird davon ausgegangen, dass es sich um 2 gleichzeitig vorliegende Krankheitsbilder handelt, die sich parallel entwickeln. Die Abläufe im Körper, die zu den jeweiligen Symptomen führen, sind klar voneinander zu trennen und bei der Behandlung zu berücksichtigen.

2. Wie wird LADA-Diabetes diagnostiziert?

Patientinnen und Patienten mit LADA-Diabetes sind oft älter als 30 Jahre und weisen spezielle Autoantikörper wie bei Typ-1-Diabetes auf. In der Regel handelt es sich um sogenannte GAD-Antikörper, die sich gegen das Enzym Glutamat-Decarboxylase (GAD) richten.

Die Definition eines LADA-Diabetes bleibt auch heute noch unscharf. Einheitliche Kriterien zur Feststellung der Diabetesform gibt es nicht.

Fachleute empfehlen, folgende Parameter zur Diagnose des LADA-Diabetes heranzuziehen:

  • Das Alter bei Beginn der Erkrankung
  • Den Body-Mass-Index (BMI)
  • Autoantikörper gegen das Enzym Glutamat-Decarboxylase (GAD)
  • Den HbA1c alsBlutzucker-Langzeitwertund den HOMA-Index (Homeostasis Model Assessment) zum Nachweis einer möglichen Insulinresistenz

LADA-Diabetes als Unterform des Typ-1 Diabetes wird im Erwachsenenalter etwa 3-mal häufiger diagnostiziert als der klassischeTyp-1-Diabetes.

3. Wie wird LADA-Diabetes behandelt?

Im Vordergrund der Behandlung steht eine gute Blutzuckereinstellung. Dabei kommen je nach Krankheitsstadium und -verlauf antidiabetische Medikamente oder eine Insulintherapie in Frage. Auch eine gesunde Lebensführung und eine Gewichtsabnahme bei bestehendem Übergewicht können zur Behandlung beitragen.

Ist die Konzentration der GAD-Antikörper relativ niedrig und liegen keine weiteren Insel-Autoantikörper vor, deutet dies darauf hin, dass die Bauchspeicheldrüse weiterhin genügend Insulin herstellt. Um dies zu beurteilen, kann die Ärztin oder der Arzt den Wert für das C-Peptid im Blut messen. Bei noch ausreichender Insulinproduktion genügt es, den Blutzuckerspiegel regelmäßig zu kontrollieren.

Antidiabetische Medikamente

Falls notwendigkönnen antidiabetische Medikamenteeingenommen werden. GLP-1-Rezeptoragonisten (Glutide) können helfen, den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren und eine Gewichtszunahme zu vermeiden. GLP-1-Rezeptoragonisten ahmen die Wirkung des Darmhormons GLP-1 (engl.: Glucagon-like Peptide-1) nach. Das Hormon GLP-1 steuert die Insulinausschüttung nach den Mahlzeiten. Auch DPP-4 (Dipeptidylpeptidase-4)-Hemmer (Gliptine) kommen als medikamentöse Therapie bei LADA-Diabetes in Betracht.

Auch andere blutzuckersenkende Medikamente, wie zum Beispiel Metformin, welches die Insulinwirkung verbessert, können bei LADA eingesetzt werden, so lange die Insulinproduktion ausreichend ist. Solche Medikamente können dazu beitragen, dass die Betazellfunktion länger aufrechterhalten bleibt. Patientinnen und Patienten mit LADA sind meist insulinresistenter als Patienten mit klassischem Typ-1-Diabetes und profitieren daher auch von sportlichen Aktivitäten und Gewichtsabnahme zur Verbesserung der Insulinsensitivität. Forschungsansätze einer frühen „Impfung“ mit Aluminium-gebundenem GAD (Glutamat-Decarboxylase), das unter die Haut gespritzt wird, erbrachten keinen positiven Effekt.

Weitere Informationen zu blutzuckersenkenden Medikamenten finden Sie hier.

Insulintherapie

Oft ist bei LADA-Diabetes eine Insulintherapie in den ersten 6 Monaten oder länger nach der Diagnose noch nicht notwendig. Ob Patientinnen und Patienten bei einem positiven Antikörper-Befund gegen das Enzym Glutamat-Decarboxylase (GAD) früher oder später eine Insulintherapie benötigen, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Im Allgemeinen benötigen jüngere, schlankere Menschen mit einem Body-Mass-Index (BMI) unter 25 kg/m2, einem höheren Blutzucker-Langzeitwert (HbA1c)sowie einer bestimmten genetischen Hochrisiko-Komponente früher Insulin. Zudem spielen die Höhe der GAD-Antikörper-Konzentration, das Vorliegen weiterer Autoimmunmarker und das Ausmaß der noch vorhandenen körpereigenen Insulinausschüttung eine Rolle.

Im Durchschnitt beginnen 70 Prozent der Menschen mit LADA-Diabetes, die jünger sind als 45 Jahre, innerhalb von 6 Jahren nach der Diagnose mit einerInsulintherapie. Sind die Patientinnen oder Patienten älter als 45 Jahre, werden im Schnitt nur noch 40 Prozent von ihnen insulinpflichtig.

Weitere Informationen zur Insulintherapie bei Diabetes finden Sie hier.

Lebensstil

Auch eine Anpassung des Lebensstils mit Gewichtskontrolle, regelmäßiger körperlicher Bewegung, Rauchstopp und gesunder Ernährung ist wichtig für das Diabetes-Management.

Menschen mit Diabetes brauchen keine spezielle Ernährung oder besondere Lebensmittel. Stattdessen eignet sich eine ausgewogene, vollwertige Mischkost, die nährstoff- und ballaststoffreich ist und möglichst wenige verarbeitete Lebensmittel enthält. Sehr energiereiche Lebensmittel mit zugesetzten Zuckern sowie stark-verarbeitete Getreideprodukte sollten möglichst vermieden werden.

Weitere Informationen zur Ernährung finden Sie hier.

Regelmäßige Bewegung wirkt sich positiv auf das Körpergewicht aus und reduziert das Risiko für diabetesbedingte Folgeerkrankungen. Auch der HbA1c-Wert kann durch regelmäßige Bewegung gesenkt werden. Liegt eine Insulinresistenz vor, verbessert körperliche Aktivität die Insulinempfindlichkeit der Körperzellen. Dadurch kann mehr Zucker (Glukose) aus dem Blut in die Zellen aufgenommen werden. Der Blutzuckerspiegel sinkt.

Weitere Informationen zur Bewegung finden Sie hier.

4. Schwangerschaft bei LADA-Diabetes

Frauen mit Diabetes, egal welcher Form, können in der Regel uneingeschränkt schwanger werden. Allerdings ist eine Schwangerschaft gut zu planen. Bereits vor der Empfängnis, das heißt bevor die Befruchtung der Eizelle stattfindet, ist auf eine möglichst gute Einstellung der Blutzuckerwerte zu achten. Ist eine Schwangerschaft eingetreten, sollte die Patientin mit Diabetes engmaschig kontrolliert und durch eine Diabetologin beziehungsweise einen Diabetologen mitversorgt werden. Wenn die Patientin mit Insulin behandelt wird, kann es notwendig sein, die Insulindosen im Verlauf der Schwangerschaft anzupassen. Dies liegt daran, dass sich mit Fortschreiten der Schwangerschaft die Insulinresistenz verstärkt. Auch die Zielwerte für den Blutzucker sind während der Schwangerschaft anders.

Weitere Informationen zur Schwangerschaft bei Diabetes finden Sie hier.

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