Latanoprost - Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen | Gelbe Liste (2024)

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Der Wirkstoff Latanoprost ist ein Analogon des Prostaglandins F2a, das lokal zur Senkung eines erhöhten Augeninnendrucks (IOD) bei ophthalmologischen Erkrankungen wie z.B. Offenwinkelglaukom eingesetzt wird.

Latanoprost: Wirkstoff-Monographien

Latanoprost 0,005 % Augentropfen-Lösung (Anwendung am Auge)Latanoprost 0,005 % Augentropfenlösung im Einzeldosisbehältnis (Anwendung am Auge)

Latanoprost: Übersicht

Kontraindikationen

Schwangerschaft

Stillzeit

Verkehrstüchtigkeit

Anwendungshinweise

Alternativen

ATC Code

  • S01EE01 - Latanoprost

Latanoprost - Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen | Gelbe Liste (7)

Anwendung

Das Prostaglandin-F-Analogon Latanoprost wird angewendet zur Senkung des erhöhten Augeninnendrucks (intraokulärer Druck, IOD) bei:

  • Patienten mit Offenwinkelglaukom
  • Erwachsenen mit okulärer Hypertension
  • Kindern mit erhöhtem IOD und kindlichem Glaukom

Anwendungsart

Latanoprost wird als Lösung lokal in Form von Augentropfen appliziert (50 µg/ml). Dabei enthält ein Tropfen ungefähr 1,5 µg Latanoprost.

Um eine mögliche systemische Resorption des Wirkstoffes zu minimieren, wird empfohlen (wie bei anderen Augentropfen auch), den Tränensack unter dem inneren Augenwinkel für eine Minute zu komprimieren (punktueller Verschluss).

Wirkmechanismus

Latanoprost ist ein pharmakologisch inaktives Isopropylester-Prodrug, das nach topischer Applikation am Auge während der Passage durch die Kornea in das Kammerwasser zur aktiven Säureform hydrolysiert wird. Als Analogon des Prostaglandins F wirkt aktiviertes Latanoprost selektiv als prostanoider Prostaglandin-F-Rezeptor (FP-Rezeptor)-Agonist und induziert dadurch eine Steigerung des Kammerwasserabflusses, was in einer Senkung des IOD resultiert. Die Senkung des IOD setzt etwa drei bis vier Stunden nach Applikation ein. FP-Rezeptoren gehören zur Klasse der G-Protein gekoppelten Rezeptoren (GPCR) und befinden sich auch in anderen Organen, wo sie spezifische Effekte vermitteln können. Aufgrund der lokalen Applikation von Latanoprost sind systemische Wirkungen wie eine Uteruskontraktion allerdings unwahrscheinlich.

Pharmakokinetik

Resorption

  • Latanoprost ist ein Isopropylester-Prodrug, das über die Kornea in das Kammerwasser diffundieren kann.
  • Während der Hornhautpassage wird das pharmakologisch inaktive Latanoprost zur Säure hydrolysiert und vollständig aktiviert.

Verteilung

  • Die maximale Konzentration im Kammerwasser wird nach lokaler Applikation am Auge etwa nach 2 Stunden erreicht.
  • Latanoprost verteilt sich primär im vorderen Augenabschnitt, in der Bindehaut und im Gewebe der Augenlider.
  • Nur sehr kleine Mengen erreichen den hinteren Augenabschnitt.

Metabolismus (Biotransformation)

  • Die pharmakologisch aktive Säureform von Latanoprost wird im Auge praktisch nicht metabolisiert.
  • Der Hauptmetabolismus zu den 1,2-Dinor- und 1,2,3,4-Tetranor-Metaboliten findet in der Leber statt.
  • Die Plasmahalbwertszeit beträgt ungefähr 17 Minuten.

Elimination

  • Latanoprost wird hauptsächlich renal eliminiert.

Dosierung

Erwachsene:

  • 1x täglich 1 Tropfen (bevorzugt abends) in den Bindehautsack des erkrankten Auges (eine häufigere Applikation reduziert die IOD-senkende Wirkung)

Kinder und Jugendliche:

  • 1x täglich 1 Tropfen (bevorzugt abends) in den Bindehautsack des erkrankten Auges (eine häufigere Applikation reduziert die IOD-senkende Wirkung)
  • Die Datenlage für die Altersgruppe < 1 Jahr ist begrenzt.

Nebenwirkungen

Die Nebenwirkungen von Latanoprost beschränken sich aufgrund der Darreichungsform hauptsächlich auf das Auge und sind in der Regel reversibel. Es können nach topischer Applikation von Latanoprost folgende Nebenwirkungen auftreten:

  • Irispigmentierung (bei etwa 33% der Patienten)
  • Bindehauthyperämie
  • Augenreizung (Brennen, Jucken, Fremdkörpergefühl)
  • Veränderungen der Wimpern
  • Photophobie
  • Konjunktivitis
  • (punktförmige) Keratitis (meist symptomfrei)
  • Blepharitis
  • Schmerzen im Auge

Wechselwirkungen

Abschließende Erfahrungen zu Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln liegen nicht vor. Bei einer Therapie mit verschiedenen topischen Ophthalmika sollten die Arzneimittel jedoch jeweils im Abstand von mindestens fünf Minuten angewendet werden.

Die gleichzeitige Anwendung von zwei Prostaglandin-Analoga am Auge kann paradoxerweise zu einer Erhöhung des IOD führen, weshalb diese Kombination nicht empfohlen wird.

Kontraindikationen

Latanoprost ist kontraindiziert bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder sonstige Bestandteile des Arzneimittels.

Schwangerschaft

Die Sicherheit der Anwendung von Latanoprost in der Schwangerschaft ist nicht belegt. Latanoprost weist potenziell gefährliche pharmakologische Effekte auf den Verlauf der Schwangerschaft, das Ungeborene oder das Neugeborene auf und sollte deshalb in der Schwangerschaft nicht angewendet werden.

Stillzeit

Latanoprost und dessen Metaboliten können in die Muttermilch übergehen, weshalb Latanoprost bei stillenden Frauen nicht angewendet werden sollte oder stillende Frauen abstillen sollten.

Verkehrstüchtigkeit

Latanoprost kann zu einer vorübergehenden Beeinträchtigung des Sehens führen, sodass das Fahren eines Autos oder das Bedienen einer Maschine bis zur Normalisierung des Sehzustandes vermieden werden sollte.

Anwendungshinweise

Irispigmentierung

  • Latanoprost kann durch Zunahme des braunen Pigmentanteils der Iris die Augenfarbe langsam verändern.
  • Die Veränderung der Augenfarbe wird durch einen erhöhten Melaningehalt in den stromalen Melanozyten der Iris verursacht, wobei die Anzahl der Melanozyten selbst nicht zunimmt.
  • Die Patienten sollten vor Behandlungsbeginn über mögliche dauerhafte Veränderungen ihrer Augenfarbe informiert werden.
  • Eine unilaterale Behandlung kann eine bleibende Heterochromie zur Folge haben.

Veränderungen der Wimpern

  • Durch Latanoprost können sich allmählich die Wimpern und Flaumhaare am behandelten Auge und in dessen Umgebung verändern.
  • Es kann zu Veränderungen wie längeren, dickeren oder mehr Wimpern

oder Haaren sowie deren erhöhter Pigmentierung kommen und das Wachstum der Wimpern kann fehlgerichtet sein.

  • Derartige Veränderungen an den Wimpern sind nach Absetzen der Behandlung reversibel.

Asthma

  • Es liegen nur begrenzt Erfahrungen bei Patienten mit Asthma vor.
  • In einigen Fällen wurde über Verstärkung von bestehendem Asthma und/oder Atemnot berichtet, weshalb Asthmapatienten mit Vorsicht behandelt werden sollten.

Konservierungsmittel

  • Augentropfen können Konservierungsmittel wie Benzalkoniumchlorid enthalten, das üblicherweise als Konservierungsmittel in ophthalmologischen Arzneimitteln verwendet wird.
  • Allgemein zeigt das Auge von Kindern eine stärkere Reaktion auf einen Reiz als das Auge von Erwachsenen.
  • Reizungen können bei Kindern Einfluss auf die Compliance haben.
  • Es liegen Berichte vor, dass Benzalkoniumchlorid Reizungen am Auge und Symptome von trockenen Augen hervorrufen und den Tränenfilm sowie die Hornhautoberfläche beeinträchtigen kann.
  • Es sollte bei Patienten mit trockenem Auge oder eingeschränkter Hornhautfunktion mit Vorsicht angewendet werden.

Kontaktlinsen

Kontaktlinsen sind vor der Anwendung der Augentropfen zu entfernen und frühestens 15 Minuten nach der Anwendung wieder einzusetzen.

Alternativen

Eine Senkung des Augeninnendrucks kann ebenfalls mit folgenden Wirkstoffen erreicht werden:

  • Andere Prostaglandin-Analoga wie Travoprost und Bimatoprost
  • Betablocker wie Timolol und Levobunolol
  • α2-Adrenozeptor-Agonisten wie Clonidin und Brimonidin
  • Parasympathomimetika wie Pilocarpin
  • Carboanhydrasehemmer wie Acetazolamid und Dorzolamid
  • Mannitol (akuter Glaukomanfall)

Weitere Informationen sind der jeweiligen Fachinformation zu entnehmen.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:

432.59 g·mol-1

Autor:

Jan Niklas Herbel (Apotheker)

Stand:

18.10.2021

Quelle:

  1. Pfizer: Fachinformation
  2. Freissmuth et al., Pharmakologie und Toxikologie, 2020, Springer
  3. Mutschler et al., Mutschler Arzneimittelwirkungen, 2019, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
  4. DOG: Leitlinie Primäres chronisches Offenwinkelglaukom, Normaldruckglaukom und okuläre Hypertension
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